Mood Tracking-Apps: Ein Blick in die digitale Welt der Gefühlsvermessung

Mood Tracking-Apps: Ein Blick in die digitale Welt der Gefühlsvermessung

30.11.2023

Mood Tracking-Apps werden immer populärer, während Smartwatches und Fitness-Armbänder bereits weit verbreitet sind. Die App "Daylio" hat weltweit über 10 Millionen Nutzerinnen und Nutzer in 28 Sprachen. Täglich stellt sie mehrmals die Frage "Wie geht’s dir?" und ermöglicht die Auswahl aus fünf Emojis zur Antwort. Durch Antippen von Aktivitäten und Situationen, die mit der individuellen Gefühlswertung in Verbindung stehen, erhalten die Nutzerinnen und Nutzer am Ende der Woche verschiedene Tabellen und Diagramme.

Was ist der Reiz des Ganzen?

Für die sehr persönliche Frage „Wie geht es mir eigentlich?“ finden viele Menschen in ihrem Alltag kaum Zeit. Die App kann hier als ein virtuelles Gegenüber auftreten und einen inneren Dialog initiieren. Gleichzeitig verspricht sie als technische Lösung Übersicht, Klarheit und Eindeutigkeit. Sobald etwas in Form von Zahlen und Graphen dargestellt wird, wirkt es seriös und „objektiv“. Dies klingt reizvoll in einer komplexen und sich rasch wandelnden Welt.

Wie lässt sich das Phänomen einordnen? Was sind potenzielle Risiken?

Moritz Meister, Psychologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der BSU, erforscht das Phänomen und stellt Fragen zur digitalen Gegenwartsgesellschaft. Er betont die Ent-Tabuisierung psychischer Leidenszustände positiv, hebt aber hervor, dass Apps allein keine konstruktive Antwort liefern können. Auch negative Gefühle, so Meister, haben ihre Berechtigung und können gesund sein. Er warnt vor dem möglichen obsessiven Streben nach ständiger „Glücksoptimierung“ durch die Nutzung solcher Apps. Zudem ist Sicherheit der intimen Daten potenziell gefährdet, da etwa auch Werbeindustrie oder Versicherungen Interesse an tiefergreifenden Kundinnen- und Kundenprofilen haben könnten.

Digitale Medien und ihre kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Wirkungen werden bislang in den meisten Psychologie-Curricula kaum behandelt. Meister sieht es als Verantwortung der Psychologie, angemessene Antworten auf den digitalen Wandel zu finden. Verwirklicht wurde dies in der Entwicklung der neuen Psychologie-Studiengänge (BSc und MSc), die ab dem Wintersemester 2024 an der Suttneruni starten.

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Ein Blog-Post von Moritz Meister mit einer ausführlicheren Analyse der Resilienz-App „SuperBetter“, die ebenfalls Mood Tracking Features beinhaltet, findet sich auf #youthmedialife-blog der Universität Wien. Klicken Sie bitter hier

Wissenschaftlichen Publikationen von Moritz Meister sind auf ResearchGate frei verfügbar.