Präsentation: Tribologie in transdisziplinären Settings

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Präsentation: Tribologie in transdisziplinären Settings

Friedrich Franek - Credits: Suttneruni Diana Lettner

 

Am 07. Juni haben wir von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hon. DSc Friedrich Franek einen faszinierenden Einblick in den Bereich "Tribologie in transdisziplinären Settings" erhalten.

Die Präsentation ist unter folgendem Link verfügbar.

 

Tribologie in transdisziplinären Settings

Zwei interagierende Komponenten, ein Medium dazwischen, und das alles in einem bestimmten Umfeld! Das ist die klassische Definition eines tribologischen Systems. Tribologie ist seit einer 1966 publizierten Studie als (physikbasierte) Wissenschaft von Reibung und Verschleiß bekannt. Tatsächlich begegnen uns die genannten Effekte nicht nur in zahlreichen technischen Produkten, wie Getrieben, Bremsen, Motoren, sondern – oft unerkannt – in einer Vielzahl von Produkten oder Situationen des täglichen Lebens von A bis Z – von Antriebstechnik über Kulinarik, Medizintechnik, Sport, Verkehrsmitteln bis Zahnbehandlung.

Es reibt sich und verschleißt jedoch nicht nur bei Maschinen, Tribologie ist überall! In „Organisations-einheiten“ (= „System“) – das beginnt bei mehr als einem Individuum, betrifft genauso Gruppen bzw. formale Gruppierungen – kann man Effekte beobachten, die offensichtlich ähnlich zu beurteilen sind wie tribologische Probleme bei technischen (Tribo-)Systemen, wie zB erhebliche Reibungswider­stände (Reibungsblockaden, Stillstände) bzw. Reibungsverluste, Abnutzung von Personen, vereinzelt „Fressverschleiß“. Die Medien sind gerade in jüngster Zeit voll von einschlägigen Berichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft!

Aus der Tribotechnik – der Anwendung tribologischen Wissens – lassen sich in sinngemäßer Übertragung von Erfahrungen, also transdisziplinär, Rezepte, also Verhaltensempfehlungen, ableiten mit der Absicht, zwischenmenschliche Reibung und ebenso Verschleiß auf unterschiedlichen Ebenen zu vermeiden oder zumindest zu vermindern. Reibung bedeutet stets „Energieverlust“, Verschleiß ist ein Feind der Nachhaltigkeit – auch im (psycho)sozialen Umfeld.

Entsprechend der Symptomatik beim psychosozialen Zwilling (eines tribologischen Systems) kann man in unterschiedlichen Handlungsfeldern ansetzen.

  • Reduktion, Anpassung und Vergleichmäßigung von „Beanspruchung“, personenbezogene Beanspruchungsspitzen vermeiden
  • Verringerung des „Reibzahlniveaus“ durch geeignete „Zwischenstoffe“, also Verbesserungen in den Bereichen Interaktion / Kommunikation (also miteinander reden) / Information sowie Motivation quasi als Schmierstoff.
  • Optimierung der „Relativgeschwindigkeiten“ durch Entschärfung der Gegensätzlichkeiten (zB Weltanschauung, religiöse oder politische Überzeugungen) und unterschiedlichen Zielen
  • Optimierung der „Materialpaarung“ durch Einsatz verträglichen Kombinationen, robuster (fehlertoleranter) Persönlichkeitsprofile
  • Vermeidung von „Start-Stopp-Betrieb“, d. h. angemessene Kontinuität anstelle verschleiß­intensiver, uneffizienter Anlaufzustände (zB Einarbeitszeit)

Die Quintessenz: Hinsichtlich Beanspruchungen und Problemvermeidung (-abminderung) lassen sich Ähnlichkeiten finden zwischen tribologischen und sozialen Systemen: Bei sozialen Gruppierungen, Organisationen etc. können analoge Effekte beobachtet werden, wie sie aus tribotechnischen Systemen bekannt sind, nämlich Reibung und Verschleiß. Die aus der Tribologie/Tribotechnik bekannten Grundrezepte der Systemoptimierung lassen sich auf soziale Systeme bzw. den zwischenmenschlichen Bereich übertragen.

Aufgrund dieser Analogien liegt es nahe, bekannte Herangehensweisen der Tribotechnik (Analyse bzw. Diagnose, Therapie, Prophylaxe – und leider bisweilen auch der Pathologie) transdisziplinär für die Bewältigung zwischenmenschlicher „Beanspruchungssituationen“ – auf verschiedenen Ebenen – anzuwenden.

F. Franek

 

Über den Vortragenden

Friedrich Franek hat eine beeindruckende Karriere in der Tribologie und Forschung gemacht. Von 1981 bis 1988 war er Geschäftsführer der Tribotechnik Forschungsgesellschaft m.b.H. in Wien. Er war auch Präsident der Österreichischen Tribologischen Gesellschaft von 1986 bis 2019. Als Mitbegründer und Gesellschafter der AC2T research GmbH, des österreichischen Kompetenz-/Exzellenzzentrums für Tribologie (www.ac2t.at), war er langjährig deren Wissenschaftlicher Leiter und bis 2020 deren Geschäftsführer. Er ist immer noch aktiv in dieser Institution als Prokurist und Principal Scientist tätig und konzentriert sich nun verstärkt auf das Mentoring des wissenschaftlichen Nachwuchses

Herr Franek ist zudem Mitglied im Universitätsrat der Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten, der eine beratende und insbesondere überwachende und kontrollierende Funktion innehat.

Den vollständigen Lebenslauf können Sie hier einsehen. 

 

 

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