Neuerscheinung
Neuerscheinung
Neue Ausgabe des Journal für Psychologie erschienen
Veröffentlicht: 15.12.2025
Im aktuellen Journal für Psychologie (Bd. 33 Nr. 2, 2025), unter der Mitherausgeberschaft von Aglaja Przyborski, Studiengangsleitung und Universitätsprofessorin für Psychotherapie, geht es um Beiträge zu Bild und Bildlichkeit, Max Imdahls interdisziplinäres Denken in der Kunstgeschichte sowie aktuelle Anwendungen für Psychologie und Bildanalyse in der digitalen „Bildschirmgesellschaft“. Besonders hervorzuheben ist der Beitrag von Moritz Meister, Aglaja Przyborski und Thomas Slunecko zur kulturpsychologischen Analyse der Mensch-App-Interaktion – spannend für Psychotherapie, Medienpsychologie und Wahrnehmungsforschung.
Viel Freude beim Lesen!
Editorial
Paul S. Ruppel, Aglaja Przyborski & Sandra Plontke
Journal für Psychologie, 33(2), 3–8
https://doi.org/10.30820/0942-2285-2025-2-3
CC BY-NC-ND 4.0
👉 Lesen Sie die aktuelle Ausgabe online: www.journal-fuer-psychologie.de
Im Jahr 2025 würde Max Imdahl seinen 100. Geburtstag feiern. Wie einander er vor ihm widmete, ersich den formalen Gestaltungsprinzipien des Bildes als tragende Elemente für Sinn und Bedeutung im Bildlichen. Ebenso zentral wie beispielgebend in Imdahls Denken ist die Idee der Eigenlogik des Bildes.
Was am Bild, scheint der Kunsthistoriker beständig zu fragen, geht über das Wiedererkennen und vor allem die sprachliche Logik hinaus, und wie können wir dies theoretisch, mithin über den Weg der Sprache, zugänglich machen? Seine Antworten erweisen sich über die eigene Disziplin hinaus als überaus fruchtbar.
Imdahls Konzept des »sehenden Sehens« stellt den Blick auf das Bild neu ein und erlaubt es, in seiner Formalstruktur zu erkennen. Diese und andere seiner Überlegungen werden äußerst produktiv in der Psychologie, ebenso wie insgesamt in den Human- und Sozialwissenschaften aufgegriffen.
Wir haben dieses Jubiläumsjahr zum Anlass genommen, der Bildlichkeit in ihrer Bedeutung für eine sozial-, kultur- und geisteswissenschaftlich orientierte Psychologie und benachbarte Disziplinen und Felder ein Themenheft zu widmen. In den letzten Jahren sind Bilder in ihrer lebensweltlichen Relevanz und als Gegenstand empirischer Analyse verstärkt ins Blickfeld gerückt.
Im Journal für Psychologie wurde diese Entwicklung früh mit angestoßen und begleitet – zu nennen ist hier insbesondere das vor über zehn Jahren erschienene Themenheft Bilder verstehen – uns selbst verstehen. Zum Stellenwert des Bildes in der gegenwärtigen Psychologie, herausgegeben von Thomas Slunecko und Aglaja Przyborski (2012).
Die Beschäftigung mit Bildern hat – auch aufgrund der Hinwendung zur umfassenden Mediatisierung des Alltags – in der Folge eine regelrechte Hochkonjunktur erlebt. Inspiriert werden bildanalytische Zugänge dabei nicht zuletzt aus der wissenschaftsgeschichtlich jungen und interdisziplinär angelegten Bildwissenschaft. Die von Imdahl entworfene Ikonik mag exemplarisch hierfür stehen.
Auch haben sich Zugänge ausdifferenziert, bei denen Bild und Bildlichkeit weniger als Analysegegenstand und vielmehr als Modus der Präsentation und Kommunikation eine Rolle spielen, etwa in der Performativen Sozialwissenschaft, zu der Günter Mey (2020) im Journal für Psychologie eigens ein Themenheft herausgegeben hat.
Zuletzt ist es um die empirische Analyse von Bildern indes stiller geworden, und ein anfänglicher »Hype« hat sich gelegt. Die Bilder sind damit freilich nicht aus dem Alltag verschwunden und ihre Analyse hat sich in Nischen etablieren können. Diesen etablierten Praxen und sich ausdifferenzierenden Neuerungen möchten wir mit diesem Themenheft nachgehen und zugleich Bilder und Bildlichkeit wieder prominenter in den Blick nehmen.
Das Themenheft umfasst Beiträge, welche in der Gesamtschau in interdisziplinärer Perspektive die Entwicklung und Anwendung bildanalytischer Methoden fokussieren oder sich der Frage zuwenden, wie Menschen als historisch, soziokulturell und biografisch konstituierte Wesen Bilder wahrnehmen, in verschiedenen Kontexten, Situationen und Handlungsfeldern verwenden und welche Bedeutung sie ihnen dabei geben.
Die Beiträge fokussieren damit, den bildtheoretischen Systematisierungen von Straub et al. (2021) folgend, mal Bildanalysen, mal Bildrezeptions- oder auch Bildgebrauchsanalyse, bzw. thematisieren gleich mehrere Analyseperspektiven – dies sowohl im Rahmentheoretischer Einordnungen als auch methodologischer Überlegungen und empirischer Untersuchungen, dies sowohl spezifisch Bilder analysieren als auch Bilder in Kombination mit verbalen bzw. Textdaten.
Nicht nur die Zugänge sind unterschiedlich gelagert, auch was als Bild in den Beiträgen in den Blick genommen wird, ist durchaus heterogen: von der Malerei über Bildsammlungen und -montagen auf Social Media sowie visuelle Oberflächen von digitalen Dispositiven bis hin zu KI-generierten Bildern im Stil von Fotos, der Metaphorik von Objekten in kuratorischen Arrangements und forscher:innenseitig angefertigten Illustrationen beziehen sich die Beiträge auf eine große Vielfalt unterschiedlicher Bilder.
Sie klären dabei grundlagentheoretische Fragen, warten mit empirischen Analysen mittels bewährter Methoden auf, entwickeln methodische Zugänge weiter und geben Einblicke in Forschungspraxen, die dazu einladen, diese weiter zu erproben.