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Moritz Meister, MSc
Titel | Präsentation 'Mali' #YouthMediaLife 2021 |
Typ | Konferenz |
Schlagwörter | Diskurs Dispositiv Social Media Bundeswehr |
Texte | Abstract: „Hey du! - Langeweile? - Das kennst du garantiert noch nicht. - Folge der Bundeswehr in den Einsatz. - Spannender, als den ganzen Tag nur Memes gucken“ – so schrieb mir der Chatbot von ‚Mali‘. ‚Folgen‘ meint hier – zumindest unmittelbar – nicht, dass ich mich zum realen Ort des Geschehens, dem gleichnamigen westafrikanischen Land, begeben sollte. Stattdessen bezeichnet es die virtuelle Teilhabe als ‚Follower‘, denn ‚Mali‘ ist eine Social Media-Serie. Im Herbst 2017 erschienen in regelmäßigen Abständen knapp 30 Episoden auf YouTube, in denen acht SoldatInnen im Stil von Reality-TV bzw. Video-Blogs von der deutschen Kaserne aus auf die UN-Mission begleitet wurden (Abb. 1). Parallel dazu wurden diverse plattformspezifische Inhalte auf Snapchat, Facebook (Abb. 2) und Instagram (Abb. 3) geteilt.
‚Mali‘ kann somit als multimediales Dispositiv begriffen werden, das möglichst eng auf die mediale Lebenswelt junger Menschen zugeschnitten ist. Ziel dieser und ähnlicher, vom deutschen Verteidigungsministerium finanzierter Kampagnen ist die zielgruppenspezifische Anwerbung junger BerufssoldatInnen (die Nachfolgeserie ‚Biwak‘ habe ich ergänzend mituntersucht). Da in Deutschland die Wehrpflicht abgeschafft wurde, die Bundeswehr seit 2016 aber wieder wachsen soll, herrscht stetiger Personalmangel. Somit kann der Aufruf des Chatbots, der Bundeswehr in den Einsatz zu ‚folgen‘, durchaus wörtlich verstanden werden.
Den methodologischen Herausforderungen dieses vielseitigen Forschungs-gegenstandes bin ich mit ethnographischer Feldforschung – durch Teilhabe am virtuellen Geschehen, ohne die sich das Material nicht erschlossen hätte (z.B. Chatten mit dem Chatbot, Walkthrough der ‚Bw Challenge‘ App) – in Kombination mit einer diskurs- bzw. dispositivanalytisch sensibilisierten Perspektive begegnet.
Die konkreten Analysepunkte dieser Arbeit, strukturiert anhand von vier Leitfragen der Dispositivanalyse, betreffen die/den
- diskursiven Praktiken: vermeintliche ‚Echtzeit‘; Diskursivierung des Einsatzes als ‚Erfahrung‘ und ‚Spaß‘ in Kontrast zum ‚Einbruch des Realen‘ (Helikopterabsturz während der Drehzeiten).
- Subjektivierungen: Persönliche Anrufungen des Chatbots; Teilhabe als ‚Follower‘; evozierte Selbstoptimierung (‚Bw Challenge‘ App).
- Objektivationen: Bildinterpretation; Verlinkung zwischen den Plattformen; trichterförmige Struktur hin zur konkreten Bewerbung.
- gesellschaftlichen Kontext: ‚Military-Entertainment Complex‘; wie eine Berufsarmee um potentielle Arbeitnehmer wirbt; Spannungsfeld zwischen kriegerisch-militärischen Inhalten und dem Format Social Media.
In meinem Beitrag möchte ich ‚Mali‘ in Ausschnitten (Videoclips, Screenshots) vorstellen, Interpretationsfährten meiner Analyse nachzeichnen und diskutieren. |
Veranstalter*innen | Universität Wien |
Vortragende | Meister Moritz |
Datum, Zeit und Ort | Datum: 2021-03-31 - 2021-03-31 |