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Universitätslehrgang Suchtberatung und Prävention

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Was spricht für das Studium Suchtberatung und Prävention?

Der Universitätslehrgang setzt auf die Erweiterung der psychosozialen Fähigkeiten durch Kenntnisse in Interventionstheorie, Gesprächsführung, Behandlungsmethodik, Komorbidität, Fallarbeit, Systemanalyse und Rechtsfragen. Ein Schwerpunkt liegt auf der praktischen Arbeit mit neuen Gefährdungen durch sogenannte synthetische Drogen („Designerdrogen“) sowie problematischem Internetkonsum. Grundlegend ist dabei der Transfer von empirisch gesichertem Wissen zu allen Handlungsformen, um selbstständig Sucht- und Präventionsarbeit entwickeln zu können.

Studierende vertiefen ihr Wissen und ihre Erfahrungen in fallbezogener und projektbezogener psychosozialer Arbeit. Die Absolvent*innen sind befähigt, in komplexen Situationen zu analysieren und Interventionen unter Einbezug aktueller Forschungsergebnisse und bewährter Behandlungsmethoden durchzuführen, insbesondere im Bereich der Prävention mit einem strukturell und individuell orientierten Ansatz. Zudem werden fundierte Kenntnisse in der Systemanalyse sowie ein umfassendes Verständnis der rechtlichen Rahmenbedingungen erlangt.

Inhaltliche Schwerpunkte

Sucht — Eine komplexe Betrachtung
Sucht ist ein vielschichtiges Phänomen. Soziale, kulturelle, biologische und psychologische Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Sucht. Das Erscheinungsbild ist vielfältig – unter dem Begriff Sucht fallen Alkoholkrankheit, Medikamentenabhängigkeit, Drogensucht, verschiedene Ess-Störungen und nicht-substanzabhängige Suchtformen. Die Grenze zwischen Genuss, Missbrauch und Abhängigkeit erscheint oft unscharf und manchmal willkürlich gezogen.

Herausforderungen in der Prävention und Behandlung
In Österreich stellen hoher Alkoholkonsum, die zunehmende Nutzung neuer Nikotinprodukte und steigende drogenbedingte Todesfälle große Herausforderungen dar. Durch die Belastungen der Pandemie haben sich bestehende Probleme für Konsument*innen psychotroper Stoffe verstärkt, und es zeigen sich deutliche Zusammenhänge mit sozialer Ungleichheit. Besonders ehemalige Suchtkranke und Angehörige von suchtkranken Personen gehören zu den vulnerablen Gruppen, die ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Suchtverhalten haben.

Geschulte Spezialist*innen & interdisziplinäre Generalist*innen
Motivierende, psycho-sozial geschulte Spezialist*innen, zugleich interdisziplinäre Generalist*innen, kennen die Erfordernisse der Suchtberatung und Prävention umfassend. Sie sind in der Lage, frühzeitig beim multifaktoriellen Geschehen der Suchtentwicklung wirkungsvolle Interventionen auf verschiedenen Ebenen einzusetzen. Angesichts der zunehmenden Probleme des Suchtmittelmissbrauchs und der steigenden Suchterkrankungen steigt der Bedarf an Fachpersonal im Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen, das mit aktuellem wissenschaftlichem Wissen und einer ethischen Arbeitsweise Lösungen für komplexe Herausforderungen entwickelt.

Ziel des Universitätslehrgangs 
ist eine fundierte akademische Aus- und Weiterbildung im Bereich der Suchtberatung und -prävention. Der Fokus liegt auf der Vermittlung von Fähigkeiten, Techniken und Kenntnissen, um diese Zielgruppe kompetent zu unterstützen. Zusätzlich werden Methoden zur Inklusionsförderung, zur Stärkung der Selbstwirksamkeit und zur Weitergabe von forschungsbezogenem Wissen gelehrt.

Module

Grundlagen der Suchtentwicklung und Beratung
  • Dogmenhistorischer Aufriss des gesellschaftlichen Umgangs mit dem Phänomen Sucht
  • Suchtentwicklung und Definitionen der Abhängigkeitserkrankung
  • Epidemiologie und Einführung in die Substanzkunde
  • Grundlagen der Beratung im Sonderfall Suchtberatung und Prävention
  • Allgemeine Ethik und Berufsethik
Rechtsfragen der Suchtarbeit, Haltung der Gesellschaft
  • Suchtmittelgesetz in der aktuellen Fassung, als Teil des Strafrechts
  • Die Sicht der Anklagebehörde, Möglichkeiten und Grenzen der Strafverfolgung
  • Die speziellen Aufgaben der Suchtberatung im Zusammenhang mit „Therapie und Strafe“ sowie des Vorrangs psychosozialer Beratung vor justitiellen Maßnahmen
  • Die anwaltliche Sicht, Möglichkeiten und Grenzen der Verteidigung
  • Implikationen anderer Rechtsmaterien (Auskunftspflichten, Zeugenentschlagung, Führerschein, Reisepass etc.)
  • Der politisch-gesellschaftliche Umgang mit dem Thema Sucht und mögliche professionelle Antworten auf diese Herausforderung
Epidemiologie, Neurobiologie und Behandlung (legale Drogen)
  • Beratung und Behandlung von Alkohol-, Nikotin- und Medikamentenabhängigkeit
  • Epidemiologische Daten
  • Neurobiologische Hintergründe
  • Abstinenzorientierte und konsumkontrollierende Behandlungsmodelle
  • Fallbearbeitungen und Anticravingtechniken
Epidemiologie, Neurobiologie und Behandlung (illegale Drogen)
  • Substanzkunde (Neue psychoaktive Substanzen, Cannabis, Kokain/Amphetamine, Opiate & Substitution)
  • Epidemiologische Daten und neurobiologische Grundlagen
  • Abläufe in Entzug und Entwöhnung
  • Behandlung und Substitution
  • Kasuistik
Motivierende Gesprächsführung
  • Humanistische und epistemologische Grundlagen
  • Allgemeine Modelle der Gesprächsführung
  • Suchtspezifische Modelle der Gesprächsführung
  • Motivierende Gesprächsführung
  • Anwendung in der Praxis
Methodik der Prävention, Schwerpunkt universelle Prävention
  • Möglichkeiten der Minimierung von Problemen und Schäden durch Prävention
  • Orientierung an den Prinzipien der Salutogenese
  • Personenorientierte Maßnahmen (Risikokompetenz, Förderung der Genuss- und Erlebnisfähigkeit, Lebenskompetenz, Selbstwertverbesserung etc.)
  • Strukturelle Prävention
  • Konzeptentwicklung
Profilbild Petra Keiblinger
Studienprogrammassistentin und Interessent*innenbetreuung / Bereich Soziales
Petra Keiblinger
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