Studieninhalte

Universitätslehrgang Mental Health

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Was spricht für das Studium Mental Health?

Der Universitätslehrgang 'Mental Health' ist speziell darauf ausgerichtet, die Kernfragen unserer Zeit zu behandeln: Hohe Zuwachsraten bei psychischen Störungen und Erkrankungen sowie laufende Veränderungen im Bereich der Gesundheitsförderung, insbesondere im Gesundheitssystem, die eine Bewegung hin zu einer dezentralen und integrierten Versorgung fördern. Dabei spielen die fortlaufenden Reformbemühungen in der Psychiatrie Österreichs und die noch nicht selbstverständliche gemeindenahe sozialpsychiatrische Versorgung eine zentrale Rolle. Dieser Lehrgang möchte dazu beitragen, dass die Integration der mentalen Dimension in das Konzept der bio-psychosozialen Gesundheit immer selbstverständlicher wird.

Mental Health Absolvent*innen als interdisziplinäre, sozialpsychiatrisch orientierte Professionist*innen spielen heute und zukünftig eine Schlüsselrolle, Menschen mit psychischen Herausforderungen zu unterstützen, ein möglichst autonomes Leben zu führen und uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Mit unseren Schwerpunkten Psychische Erkrankungen und Interventionstechniken, Bedarfsgerechte Begleitung und Belastungsbewältigung sowie Inklusion und interdisziplinäre Versorgung bereiten wir Teilnehmende konsequent auf die zukünftigen Anforderungen im psychosozialen und sozialpsychiatrischen Unterstützungssystem vor. Mental Health ist ein essenzieller Bestandteil moderner Gesundheitsversorgung und gesellschaftlicher Integration.

Inhaltliche Schwerpunkte

Von isolierten Ansätzen zu vernetztem Handeln
Ein Symptom lässt sich nicht losgelöst vom restlichen Körper betrachten, und der Körper nicht unabhängig vom psychischen Empfinden des Individuums, seinen Verhaltensmustern, seinem Lebensstil, seinen sozialen Bindungen, seiner Arbeitsumgebung und seiner Umwelt. Daher geht es bei psychischer Gesundheit künftig immer weniger um die isolierte Betrachtung des Individuums oder eines spezifischen Leidens durch klinisch-psychiatrische Tätigkeiten von Mediziner*innen sowie sozialpsychiatrische Unterstützungsangebote durch Sozialarbeiter*innen, Sozialpädagog*innen, Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen, Pädagog*innen und andere Fachleute mit spezifischen Kompetenzen. – Denn vielschichtige Herausforderungen verlangen ein vernetztes Denken und Handeln.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Die Zukunft der psychischen Gesundheit
Vielschichtigen Herausforderungen entstehen oft durch psychische Störungen, die Multiproblemsituationen generieren und deren Komplexität durch Einzelleistungen oft nicht ausreichend berücksichtigt wird. Deshalb sind Einzelleistungen, wie zum Beispiel die Diagnostik in der Psychologie und die Behandlung in der Psychotherapie, interdisziplinär zu erweitern, um die sozialen Auswirkungen zu mildern. Die psychischen Störungen beziehen sich etwa auf soziale Ausgrenzung, berufliche Wiedereingliederung, Umschulung, veränderte Freizeitgestaltung sowie Ausgrenzung aus kulturellen Zusammenhängen. Denn schlussendlich hängt eine lebenswertere Zukunft für Menschen und Gemeinschaften auch davon ab, wie effektiv wir in der Lage sind, durch Zusammenarbeit die komplexen Herausforderungen der psychischen Gesundheit anzugehen und ganzheitliche Lösungen zu entwickeln.

Kernbereiche: Gesundheitsförderung, Inklusion und praxisnahe Intervention
Der Lehrgang beginnt mit der Analyse psychischer Störungen und Erkrankungen und erweitert sich auf die Gesundheitsförderung im Kontext des Gesundheits-, Bildungs- und Sozialsystems. Besonderer Fokus liegt auf der dezentralen und integrierten Versorgung sowie den sozialpsychiatrischen Unterstützungsangeboten. Diese Inhalte bereiten die Teilnehmenden darauf vor, komplexe Inklusionsnotwendigkeiten zu erkennen und zu adressieren. Ergänzt wird dies durch praxisnahe Methoden zur Betreuung, Begleitung, Beratung und Interventionen, die zur Bewältigung von Belastungssituationen erforderlich sind. Ein zentrales Element ist die Entwicklung eines tiefgehenden Verständnisses für verschiedene Arten von psychischen Störungen und komplexen Multiproblemsituationen, einschließlich des notwendigen Spezialwissens über die Besonderheiten, Belastungen und Chancen von psychischen Erkrankungen.

Interdisziplinarität und die Unterstützung der Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen sind zentrale Bestandteile der Ausbildung. Die vermittelten Theorien, Methoden und Interventionen sind entscheidend für die Bewältigung von Belastungssituationen und spezifischen Herausforderungen und ermöglichen eine lebensweltliche sowie bedürfnisorientierte Betreuung und Begleitung.

Module

Mental Health, Paradigmen und Ethik
  • Dogmenhistorischer Abriss der Psychiatrie
  • Sozial-epidemiologische Erkenntnisse über die sozialen Determinanten von psychischer Gesundheit
  • Allgemeine Ethik und Berufsethik
  • Helsinki-Deklaration der World Medical Association
  • Einordnung der Begrifflichkeiten Gesundheit und Krankheit und deren Anwendung auf Mental Health
Klinische und biologische Psychiatrie
  • Klassifikation psychiatrischer Krankheitsbilder
  • Multimodale Konzepte in der Psychiatrie
  • Mental Health und Sozialpsychiatrie
  • Ätiologie und Behandlungskonzepte
  • Anwendung des bio-psycho-sozialen Modells
Beziehungsarbeit und Beratungskompetenz
  • Anwendung des "Person in Environment"-Ansatzes
  • Epistemologische Grundlagen
  • Integration körperlicher, neurologisch-psychiatrischer, psychologischer und sozialer Elemente
  • Motivation zur Veränderung
  • Versorgungsstrukturen
Spezifische sozialpsychiatrische Ansätze
  • Salutogenese und Recovery sowie Implikationen in sozialpsychiatrischen Institutionen
  • Diskurse zu Menschen- und Krankheitsbildern
  • Empowerment und spezifische sozialpsychiatrische Ansätze
  • Open Dialogue und Windhorse-Ansatz
  • Peer-Beratung und die Expertise Betroffener
  • Aktuelle Entwicklungen in nationalen und internationalen Modellen und Projekten
Bedürfnisorientierte und lebensweltnahe Versorgung
  • Inklusionsorientiertes Verständnis und Entstigmatisierung
  • Spezifische Probleme verschiedener Zielgruppen (Kinder bis Alter), z.B. Sexualität, Freizeitgestaltung etc.
  • Trialog und bedürfnisorientierte Versorgung
  • Integrierte und gemeindenahe Versorgung
  • Sozialpsychiatriepläne und Entwicklungsperspektiven
Gewaltprävention, Konfliktmanagement und De-Eskalation
  • Definitionen und Theorien zu Aggression und Gewalt 
  • Grundzüge des Aggressions- und Deeskalationsmanagements
  • Gewaltfreie Kommunikation
  • Deeskalierende Maßnahmen bei agitierten Patient*innen
  • Befreiungstechniken in Notsituationen
Profilbild Petra Keiblinger
Studienprogrammassistentin und Interessent*innenbetreuung / Bereich Soziales
Petra Keiblinger
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