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Dr. Philipp Knopp
Titel | Praxisform Polizeinotruf: Eine Studie zur Mobilisierung und Kontrolle von ziviler Wachsamkeit und polizeilicher Intervention |
Typ | Dissertation |
Schlagwörter | Polizei Ethnographie Science and Technology Medien Österreich |
Texte | Die Dissertation ist mit Mitteln und an der Universität Wien entstanden.
Ausgehend von widersprüchlichen Ergebnissen der bisherigen Forschung untersucht die Buchpublikation den Polizeinotruf normativitätstheoretisch als Praxisform, die durch Bezüge auf das Bezugsproblem der
Mobilisierung und Kontrolle von ziviler Wachsamkeit und polizeilicher Intervention integriert wird. In
theoretischer Hinsicht wird im Anschluss an die post-phänomenologische Wissenschaftsforschung gezeigt,
dass der Notruf, eingebettet in historisch spezifische Polizeiparadigmen, systematisch Wissen produziert,
zirkuliert und bewertet. Diese Prozesse sind tiefgreifend mediatisiert. Die Publikation untersucht daher die
Konfiguration und Aneignung des zentralen Einsatzleitsystems der österreichischen Polizei. Das Buch verknüpft eine Kritische Diskursanalyse nach Jäger mit einer Ethnografie in Polizeileitstellen
(Beobachtung, Interview, Interfaceanalyse). Das ethnografische Datenmaterial wird mit der Grounded-
Theory-Methode ausgewertet, Diskurs- und Performanzanalyse mit der Situationsanalyse nach Clarke
integriert.
Übergreifende Fragestellung:
Was sind die zentralen Bezugsprobleme der polizeilichen Notrufbearbeitung?
Spezifische Fragen:
1) Welche Bedeutung kommt der polizeilichen Notrufbearbeitung in gegenwärtigen Transformationen der
österreichischen Un/Sicherheitsproduktion zu?
2) Wie werden Notrufpraktiken und Medientechnik miteinander konfiguriert? Wie steht der Medienwandel im
Zusammenhang mit Transformationen der österreichischen Un/Sicherheitsproduktion?
3) Wie werden Polizeieinsätze praktisch hervorgebracht?
Innovation:
Gemessen an seiner Relevanz, wurde der Polizeinotruf wenig erforscht. Besonders innovativ ist die
Verbindung von Mikroanalysen und Analysen umfassender Transformationen der Un/Sicherheitsproduktion in Österreich. Dazu wird ein normativitätsanalytisches Konzept der Praxisform entwickelt, das den Notruf
komplexer aufschließt als bisherige Untersuchungen. Das Konzept ist für die allgemeine Soziologie von
Bedeutung. Der Polizeinotruf in Österreich kann so vor dem Hintergrund eines Paradigmenwechsels hin zur
Aktivierung der Bevölkerung eingeordnet werden, der auch in anderen Ländern beobachtet wird. Außerdem
wird die Konfiguration von lokalen Routinen und Medientechnik untersucht und detailliert aufgezeigt, wie die Technik die Wissenspraktiken der Notrufbearbeitung prägt. Die innovative Verbindung von
Wissenschaftsforschung und Kontrollraum-Ethnografie erlaubt es, nachzuzeichnen, wie Aufforderungen von
Anrufenden auf ihrem Weg durch die Notrufzentralen rekonfiguriert werden. Entwickelte Konzepte zur Analyse von epistemischen Ungleichheiten, Praktiken der Raumkontrolle und des Gabentauschs zwischen
Außendienst und Leitzentrale sind ebenso über den konkreten Gegenstand hinaus von Belang.
Wesentlich beteiligte Wissenschaftler:innen
Dr. Philipp Knopp (Autor), Prof. Dr. Michaela Pfadenhauer (Betreuerin), Prof. Dr. Susanne Krasmann (Gutachterin), Prof. Dr. Stefan Kaufmann (Gutachter) |
Autor*innen | Knopp Philipp |
Datum | 2023-12-12 |
Ort | Wien, Österreich |